Eine Umfrage hat gezeigt, dass 4 von 5 Beschäftigten sich im falschen Beruf sehen und gerne wechseln würden. Grundsätzlich steht einem schnellen Wechsel nichts im Wege, doch gilt man dann als ungelernt, was wiederum auch die wenigsten anstreben und daher in ihrem unbeliebten Berufsfeld bleiben. Die Umschulung wirkt für viele daher als verlockendes Angebot, in ihrem Wunschberuf arbeiten zu können. Plätze sind relativ leicht zu finden, doch die Finanzierung ist ein Aspekt, der vielen diese Option verwehrt.
Durch Umschulung in einen neuen Job
Formen und Tipps zur Finanzierung!
Gründe für den Wechselwunsch
Fachleute aus der beruflichen Bildung sehen einen wesentlichen Grund in der schlechten Berufsberatung für Schüler. Zwar bietet jede Schulform ihren Berufsorientierenden Unterricht in irgendeiner Form an und ermöglicht Schülerpraktika, die Realität sieht allerdings so aus, dass Lehrkräfte diese Aufgabe zusätzlich übernehmen müssen, ohne dass ihnen wirklich Anerkennung gezollt wird. Gerade bei der Suche nach den Praktikumsplätzen sind Schüler und Eltern oft allein gelassen, so dass die Option in der Firma „mitzulaufen“ wo die Eltern arbeiten oder sie gar selbst betreiben, keine Seltenheit ist. Am Ende wissen die Schüler meistens eher, was sie auf keinen Fall werden wollen, aber nicht, welcher Beruf wirklich zu ihnen passt.
Ebenfalls in der Schule liegt das Problem der Bewerbungsgestaltung. Kein Lehrer befasst sich ernsthaft mit dem Thema, wenn er selbst seine Arbeit hat und vielleicht sogar Beamter ist. Immer wieder stehen junge Menschen mit einem Bewerbungstext da, der mehr nach Amtsdeutsch klingt, als nach einem überzeugenden Anschreiben. Im Gegenzug sind modernere Bewerbung dann in der Regel Kopien aus dem Internet.
Damit auch die Suche nach dem richtigen Zweitberuf nicht in Unzufriedenheit gipfelt, sollten daher einige wesentliche Schritte durchlaufen werden, die mittels Umschulungen dann zum richtigen Beruf führen.
Potentialanalyse und Berufskunde
Ein höheres Alter und die gesammelte Lebenserfahrung kommen Menschen zugute, die sich für einen anderen Beruf interessieren. Sie haben zumindest erkannt, welche Tätigkeiten sie gern machen, welche sie gar nicht mögen und wo und wie sie gern arbeiten. Wer sich intensiv mit seinen eigenen Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten auseinander setzt und dabei vor allem auch einen Blick auf die Dinge legt, die ihm den Arbeitsalltag versauern, hat gute Chancen sein geeignetes Berufsbild und Stellenangebote zu finden. Hierbei können Coaches helfen, die verschiedene Fragebögen kennen und auswerten und in Gesprächen meist schnell Ideen für Berufe finden.
Außerdem hilft ein Blick auf die Berufe selbst, herauszufinden ob er zu einem passt. Wo wird gearbeitet, welche Arbeitszeiten sind die Regel, welche Materialien kommen zum Einsatz, wie abwechslungsreich ist der Arbeitsalltag und wie sind die Zukunftsperspektiven? Tatsächlich hilft es, einen Blick auf aktuelle offene Stellenangebote zu werfen, um festzustellen, ob ein Beruf gefragt ist oder nicht. Selbst wenn es der absolute Traumberuf ist, hilft es letztendlich nicht, Lebenszeit und Geld in eine Umschulung zu investieren, die am Ende nicht zu einer Arbeitsstelle führt. Hier ist das Angebot auf dem Weiterbildungsmarkt allerdings ein guter Kompass. Denn Berufe, die keine guten Chancen haben, werden meist gar nicht als Umschulung angeboten, weil Bildungsträger diese Kurse ohnehin nicht so besetzt bekommen, dass die Auslastung wirtschaftlich ist.
Duale oder schulische Umschulung
Umschulungen dauern in der Regel zwei Jahre und dabei gibt es verschiedene Umschulungsmöglichkeiten. Es werden grundsätzlich zwei unterschiedliche Modelle angeboten. Die Duale Umschulung findet im Grunde wie eine verkürzte Ausbildung statt. Ob Praxis und Theorie dann tageweise abwechselnd oder im Block stattfinden, hängt vom Beruf und den verfügbaren Berufsschulen ab. Je weniger Berufsschulen es bundesweit gibt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es blockweise Ausbildungsabschnitte geben wird. Ansonsten wird mehrmals in der Woche eine Berufsschule in der Nähe besucht und an den anderen Tagen in einer Firma mitgearbeitet. Der Unterschied zur dualen Erstausbildung liegt darin, dass Umschulungen von Trägern bezahlt werden (Arbeitsagenturen, Rentenkassen) und der ausbildende Betrieb finanziell besser gestellt ist.
Die schulische Umschulung ist überwiegend theoretisch bei einem Bildungsträger im Präsenzunterricht zu absolvieren. Nötige Praxiserfahrung wird in mehrwöchigen Praktika in einem Betrieb vermittelt.
Beide Angebote enden mit einer Prüfung vor der zuständigen Kammer.
Finanzierung von Umschulung und Leben
Die Kosten für eine Umschulung gehen in den fünfstelligen Bereich. Da der Unterricht zu den üblichen Tageszeiten stattfindet, ist es maximal möglich einen Nebenjob auszuüben, der den Lebensunterhalt nicht sichern wird. Daher ist es nötig, einen Kostenträger zu finden, der nicht nur die Schulungskosten übernimmt, sondern auch die Leistungen zum Lebensunterhalt, Fahrtkosten und ähnliches. Diese Träger sind üblicherweise die Arbeitsagenturen, Jobcenter oder Rentenkassen. Als Berufstätiger ist es schon aufgrund der Zeitintensivität gar nicht möglich, eine Umschulung zu absolvieren. Bei Studiengängen sieht es da anders aus, die sind oft als Fernstudien angeboten. Wer nicht arbeitsuchend ist oder aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausüben darf, muss selbst über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, um Umschulung und Leben zu finanzieren und dabei sozial abgesichert zu sein. Es lohnt sich allerdings zu überprüfen, ob die Zugangsvoraussetzungen für eine Weiterbildungsförderung vorliegen.
Als Arbeitsuchende, von Arbeitslosigkeit bedrohte oder Kunden der Rentenkassen können Anträge auf Bildungsgutscheine oder berufliche Rehabilitation gestellt werden. Diese werden jedoch nur bewilligt, wenn die Aussicht, langfristig an Arbeit zu kommen, sehr hoch ist. Bei gefragten Berufen, ist dies durchaus der Fall und der Fachkräftemangel in Deutschland hat hier wirklich für eine breite Palette an nachgefragten Berufen zu bieten.
Um als Berufstätiger eine Chance auf die Förderung durch die Arbeitsagentur zu bekommen, muss glaubhaft versichert werden, dass eine Arbeitslosigkeit droht. Dies kann beispielsweise durch bevorstehende Schließung einer Firma (Inhaber tritt ins Rentenalter ein, Insolvenzgefahr, Umzug an anderen Standort) oder auch durch gesundheitliche Probleme ausreichend begründet sein. Dass Unzufriedenheit auf Dauer krank macht, ist kein Geheimnis und in einem offenen Gespräch mit dem Arzt des Vertrauens, können auch Karrierewünsche und -ziele besprochen werden. Ärzte sind dann in der Regel gern bereit, bei Leistungsträgern entsprechend zu argumentieren, dass ein Berufswechsel für die seelische und/oder körperliche Gesundheit früher oder später unerlässlich ist. In diesem Fall ist anzuraten, dem Antrag direkt eine Schweigepflichtsentbindung für den Arzt beizulegen.
Bei der Beantragung zur Förderung einer dualen Umschulung ist es deutlich von Vorteil, wenn ein Unternehmen glaubhaft macht, dass eine Übernahme nach erfolgreichem Abschluss der Umschulung vorgesehen ist.
Je nach eigener Voraussetzung gibt es Möglichkeiten Wohngeld und andere Sozialleistungen zu beantragen, die helfen den Lebensunterhalt zu sichern. Ein Buchtipp hierzu wäre der Ratgeber Karriere 2.0 – Ausbildung in der zweiten Hälfte des Lebens, was nicht nur für ältere Menschen in der beruflichen Neuorientierung hilfreiche Tipps gibt.