Ungefähr eine halbe Million Menschen schreiben sich jährlich an einer Hochschule in Deutschland ein – zuletzt waren die Zahlen etwas sinkend. Wohl jeder dieser Erstsemester hat dabei ein ganz klares Ziel vor Augen, wenigstens einen Bachelor-Abschluss. In der Praxis allerdings gelingt dieser Weg nur knapp zwei Dritteln aller Eingeschriebenen. Der beträchtliche Rest bricht das (erste) Studienfach vorher ab.
Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Sie reichen von zu hohen Anforderungen über nicht der Realität entsprechenden Wunschvorstellungen über das Studienfach bis hin zu verschiedensten privaten Gründen. Immer steht jedoch dann eine Tatsache im Raum: Dein eigentlich geplanter Lebensweg – zumindest an diesem Punkt – kann nicht fortgeführt werden; eine Alternative muss her.
Inhaltsverzeichnis
1. Ruhe bewahren!
Niemand macht es sich einfach, sein Studium abzubrechen. Und es ist verständlich, wenn du in dieser Situation erst einmal ziemlich nervös bist. Du fragst dich, was die Eltern sagen werden, kommst dir vielleicht im Vergleich mit Freunden und Ex-Kommilitonen sogar regelrecht minderwertig vor. Und über allem schwebt die große Angst, im künftigen Berufs- und sonstigen Leben nie wieder dort landen zu können, wo du es dir zuvor erträumt hattest.
Das Wichtigste, was du in dieser Lage tun kannst ist, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wie bereits erwähnt: Mehr als ein Drittel aller Studierenden bricht ab. Wären alle von denen für höherwertige Jobs „verbrannt“, hätte Deutschland ein mehr als zweistelliges Heer von Arbeitslosen. Allein im heutigen Fachkräftemangel kann es sich wirklich keine Firma leisten, jemanden abzulehnen, nur weil der sein erstes Studium abgebrochen hat.
Du hast nach wie vor ein Abitur vorzuweisen und bist höchstwahrscheinlich noch verhältnismäßig jung. Dir stehen also wirklich noch alle Türen offen. Auch wenn es vielleicht direkt nach der Exmatrikulation nicht so aussieht, dies ist definitiv nicht das Ende deiner Karrierepläne. Halte dir das immer vor Augen und lass dir bloß nicht das Gegenteil einreden – vor allem nicht von deinem eigenen Kopf. Du musst lediglich den Abbruch geschickt in deinen Lebenslauf integrieren und keinesfalls eine solche Zeit unerwähnt lassen.
Übrigens solltest du jetzt keine Entscheidung übers Knie brechen, sondern deine Optionen mit allen Vor- und Nachteilen genau ausloten und eruieren.
2. Neues Studium, neues Glück
- Michael Dell
- Bill Gates,
- Mark Zuckerberg,
- Günther Jauch,
- Steve Jobs,
- Charles Darwin,
- Steven Spielberg.
Sieben Beispiele für Persönlichkeiten, die ihr Studium abgebrochen haben. Viele von ihnen haben sogar nie wieder eines aufgenommen und wurden trotzdem zu gefeierten Erfolgspersonen. Für dich sollte es deshalb zumindest eine Überlegung wert sein, einfach einen zweiten Anlauf zu starten.
Allerdings solltest du dafür unbedingt die Gründe deines Studienabbruchs genau analysieren. Alles, was dazu führte, solltest du beim nächsten Versuch dementsprechend vermeiden. Naturgemäß sind dies sehr persönliche, vielfältige Gründe. Pauschalaussagen sind deshalb schwierig. Daher nur ein Beispiel:
Beispiel: Du bist im Bauingenieursstudium gescheitert, weil die dortige Mathematik schlicht zu schwierig und umfangreich war. Dementsprechend sollte dein nächstes Studienfach besser keinen derartig großen Schwerpunkt mehr auf Mathematik setzen.
Die wichtigsten Unterschiede zum ersten Studium:
- Es handelt sich nicht um ein echtes Zweitstudium, sondern ein Parallelstudium.
- Du kannst dir mitunter einige bereits erbrachte Leistungen anrechnen lassen.
- Die BAföG-Förderungsdauer wird sich verringern.
- In freien Studiengängen kann es passieren, dass du warten musst, weil Neustudierende vorgelassen werden.
Sprich dazu einfach mit deinem zuständigen Berater. Er kann dir alle relevanten Details basierend auf deinen Gründen für den Abbruch sowie das alte und das neue Fach aufzeigen – erneut sind Pauschalaussagen aufgrund der riesigen Vielfalt äußerst schwierig.
3. Knüpfe an deine Berufsausbildung an
Gehörst du zu denjenigen, die vor dem Studienbeginn zunächst eine Berufsausbildung absolviert haben? Dann kannst du darüber nachdenken, hier weiterzumachen. Dafür stehen dir prinzipiell zwei Optionen zur Verfügung:
- Du bewirbst dich um eine Position, die derjenigen deines erreichten Berufsabschlusses entspricht. Mitunter kann das im Studium erworbene Wissen dir hierbei Bewerber-Vorteile gegenüber anderen verschaffen, die sich direkt nach der Ausbildung für dieselbe Stelle bewerben.
- Du verknüpfst den Beruf mit einer themenbezogenen Fortbildung. Darin lassen sich sehr hochstehende Abschlüsse erreichen wie der Wirtschaftsfachwirt IHK.
Der Vorteil bei beidem: Du sammelst weitere Berufserfahrung, bekommst ein vollwertiges Gehalt und viel Zeit, um dir über dein weiteres Vorgehen klar zu werden. Insbesondere mit einer der erwähnten Fortbildungen wirst du wahrscheinlich sogar lebenslange Vorteile gegenüber reinen Studierenden haben: Erstens, weil du in einem ähnlichen Alter eine viel größere Menge Praxiserfahrung mitbringst. Zweitens, weil du die Fähigkeit bewiesen hast, die Doppelbelastung aus Full-Time-Arbeit und Fortbildung meistern zu können.
4. Mache erst einmal eine Berufsausbildung
Hast du, wie die meisten jungen Studierenden, sofort nach dem Abitur das Studium aufgenommen? Falls ein Fachwechsel für dich (zunächst) keine Option ist, solltest du in einem solchen Fall unbedingt über eine Berufsausbildung nachdenken.
Denn zwar hast du ein Abitur in der Tasche. In einem Land, das einen so großen Wert auf beruflich verwertbare Abschlüsse legt, wird dir das jedoch keine Türen öffnen. Es gibt nur wenige deinen Ansprüchen genügende Jobs, die keine Form von Ausbildung verlangen. Trotz Abitur wirst du vor allem weniger qualifizierte Berufe finden – wenngleich du dich natürlich dort hocharbeiten kannst.
Falls du im Studium übrigens „nur“ an zu hohen partikularen Anforderungen gescheitert bist, solltest du unbedingt über eine Berufsausbildung in dieser Richtung nachdenken. Die Chancen stehen dann gut, dass du es dort trotzdem schaffen wirst – schließlich sind die Ansprüche in einer normalen Berufsausbildung geringer als im Studium.
5. Lege eine Orientierungspause ein
Manche jungen Menschen haben nach einem Abbruch des ersten Studienfachs erst einmal gar keine Ahnung, was sie jetzt tun sollen. Wenn du ebenfalls dazugehörst, solltest du keinesfalls spontan handeln, nur um irgendeine Tätigkeit vorweisen zu können; mitunter wäre das ein Grundstein für weiteres Scheitern. In diesem Fall wäre ein Freiwilligendienst eine sehr gute Option – er kann dir mitunter sogar auf die Wartezeit für ein anderes Studienfach angerechnet werden.
Prinzipiell hast du die Wahl zwischen freiwilligem sozialem- oder -ökologischem Jahr; je nachdem, was dich mehr anspricht. Eine dritte, vergleichbare Option wäre ein freiwilliger Wehrdienst bei der Bundeswehr. Seine Dauer kannst du zwischen 7 und 23 Monaten flexibel wählen, zudem kannst du dir die Teilstreitkraft aussuchen.
Der Vorteil bei all diesen Vorgehensweisen: Du tust etwas, was sich im Lebenslauf sehr gut verwerten lässt, bekommst jedoch trotzdem genug Zeit, um dich neu zu orientieren und ja, auch die Exmatrikulation zu verdauen.
6. Mache dich selbstständig
Du hast im Studium die Gewissheit bekommen, generell nicht für ein Leben als Angestellter geeignet zu sein? Dann wäre es eine weitere Option, einfach deinen eigenen Weg zu gehen. Schließlich gibt es genügend Berufe, in denen man sich ohne weitere Voraussetzungen selbstständig machen oder als Freiberufler arbeiten kann.
Doch täusche dich nicht: Gerade für diese Berufe ist sehr viel branchenübergreifendes Fachwissen vonnöten. Du wirst also nicht umhinkommen, dich umfassend selbst zu schulen, um zwischen Buchhaltung und Berufswissen alles so zu beherrschen, wie es eine erfolgreiche Selbstständigkeit bedingt. Dann aber kann es gelingen; selbst wenn du noch sehr jung bist und keine große Berufserfahrung hast.